Vereinsausflug nach Korea

 

Ja so konnte man es auch fast nennen, denn vom deutschen Drone-Soccer Team stellten wir alle Teilnehmer und nur die als Betreuerin mitfahrende Mutter von Ennio ist kein Vereinsmitglied.

Angelika war von der FAI als Schiedsrichter eingeladen worden, allerdings bei der Fraktion der FPV Renndrohnen F9U.

Wir hatten uns seit einem halben Jahr auf diese Reise vorbereitet, mental, sportlich und vor allem technisch. Nach wie vor kann man die Bälle nicht in Europa kaufen. Und so mussten wir die Technik aus China und den USA importieren, mit allen Problemen, die der Zoll da bereithält. Dem musste der Verbandsanwalt des MFSD erklären, dass wir nicht die Europäische Union gefährden, wenn wir Bälle aus den USA einführen.

Die Technik war natürlich nicht ganz billig. Angelika und ich haben unzählige Briefe verschickt, viele Klinken geputzt und in Büros Bälle fliegen lassen. Deshalb hier  unser herzlicher Dank an die Bürgermeister und viele Unternehmen in Aalen, Nersheim und Heidenheim. Sie haben es ermöglicht, dass unsere Truppe sehr gut ausgestattet war. Natürlich hatten wir Befürchtungen, noch in letzter Minute von der Sicherheit gestoppt zu werden, denn wir hatten hinzu 12 Bälle, 4 Vierfachlader und mehr als 60 Akkus dabei. Deshalb hatten wir Dresscode Teamkleidung befohlen. Das sieht offizieller aus und außerdem sieht ma in dem leuchteorange jeden auf 100m.

Aber zurück zu Korea. 12 Stunden Flug, 4 Stunden Bus und Namwon war erreicht. Endlich im Hotel, eine Cola oder ein Bier und dann eine Mütze Schlaf.

Am nächsten Tag ging es dann in das Stadion, in dem der Track für die Racer aufgebaut war. Für deutsche Verhältnisse gigantisch. Das Ganze hatte einen riesigen Volksfestcharakter. In der Mitte des Stadions dann der Track, zwei lange Geraden, auf denen bis auf 160km/h beschleunigt wurde bevor es in einen kurvenreichen Kurs ging. Die Piloten bekommen den Kurs als Simulation 4 Wochen vorher und können dann bereits beliebig am heimischen PC trainieren.

Am Abend dann die Eröffnung mit Volkskunst, Einmarsch und den obligatorischen Reden. Was dann kam, können nur die Asiaten. 600 Drohnen, die teilweise Feuerwerkskörper trugen zauberten riesige Bilder in den Nachthimmel.

Am nächsten Tag waren wir dran mit einer etwas komischen Überraschung. Wir wurden ca. 20 km von Namwon entfernt zu einer Halle gefahren, in der sich dann alles abspielte. Der Hintergrund, in Korea streiten sich wie bei uns zwei Flugmodellsport-Verbände, dort die KAMA und die FIDA, allerdings dort gerichtlich. Und da die FIDA die Namensrechte am Drone-Soccer in Korea besitzt und die KAMA die Weltmeisterschaft ausrichtete, beschloss ein Gericht, dass in Namwon kein solcher Wettbewerb ausgerichtet werden darf. Deshalb die Verlegung in einen anderen Ort.

Aber auch egal, Arena ist Arena. Nach einem verkorksten ersten Spiel, bei dem wir Probleme mit dem Striker-Ball hatten, fand sich das Team, belegte bei der 20cm Klasse einen fünften und bei den 40cm Bällen einen 2. Platz.

Für uns waren die 40cm Bälle eine Besonderheit. Es gibt ja keine in Europa zu kaufen und so hatte die Koreanische Firma Helsel die Bälle direkt an die Wettbewerbsstätte geliefert. Mr. Ricky Chang, der Firmenchef von Helsel hat sie uns persönlich gebracht und wir sind sie dann zum ersten Mal geflogen und hatten auch gleich Korea II weggeputzt.

Angelika hatte mittlerweile einen Vollzeitjob am Schiedsrichtertisch. 6.30 Uhr fuhr der Bus vom Hotel ab und gegen 22.00 Uhr kam die Schiedsrichtertruppe zurück, Frühstück fiel also regelmäßig aus, aber das war auch ohnehin nicht so nicht so ertragreich.

Erfreulich für die Wettbewerber, es schien die Sonne. Allerdings konnten die Schiedsrichter nichts mehr auf den Bildschirmen sehen und so war Kreativität gefragt.

 

 

Die Tage vergingen wie im Flug und schon war Siegerehrung und Abschlussveranstaltung. Zu meinem großen Erstaunen war auch hier das Stadion brechend voll. Die Erklärung war einfach. Den Zuschauern, überwiegend weiblich und um die 14 Jahre alt ging es weniger um die jungen Piloten als dem anschließenden Show-Act mit einem Michael Jackson Verschnitt, bei dem die meisten in Ekstase verfielen. Mir gefiel das Feuerwerk wesentlich besser als der durchgeknallte Typ, aber wir sind eben alt. Unsere Mädchen fanden es einfach nur cool.

Anschließend wurde zum obligatorischen Buffet eingeladen. Uns erwartete eine riesige Menge leider überwiegend unbekannter Köstlichkeiten und was der Bauer nicht kennt .... . Aber welche Freude für meinen Magen, es gab Spagetti Bolognese.

Auf jeden Fall war die Stimmung riesig.

 

 

 

 

Am kommenden Tag ging es wieder per Bus nach Seoul. Wir hatte dort für einen Tag ein Hotel gebucht, so dass noch ein paar Stunden Stadtbummel drin waren. Seoul bei Nacht ist schon beeindruckend, schon die U-Bahn besticht durch Größe, Sauber- und Pünktlichkeit.

Rückflug am Mittwoch früh am Morgen - 14 Stunden, Empfang von glücklichen Eltern, denen bestimmt ein Stein von der Brust genommen wurde und dann die Rückfahrt im Auto.

 

 

 

Gegen 22.00 Uhr waren wir endlich in Aalen und sind erst einmal bei unserem Lieblingsgriechen eingeritten. „Wo kommt ihr den so spät her?“ fragte der Wirt. Ich weiß nicht, ob er mit der Antwort „Direkt aus Korea“ etwas anfangen konnte, auf jeden Fall gab es zwei Suflaki, ein Bier und eine Weißweinschorle.

Und dann Schlafen, schlafen, schlafen. Und dann geht es auch schon wieder los, erst nach Rust zu den Science Days und dann nach Friedrichshafen zur Modellbaumesse.

Unser ganz großer Dank an die Mutti von Ennio - Nicole Feth, die als Betreuerin mitgefahren war und die sich ganz toll um die Teammitglieder gekümmert hat.

Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Und 2024 gibt es sicher wieder einen Vereinsausflug - vielleicht in die USA, schau mer mal.